Pässe und Bergstraßen - Gorges de la Bourne

Isère
Gorges de la Bourne 

Pont-en-Royans, Mittwoch, 29. Mai 1991 

Die Fahrt aus dem Elsass hierher über die Autobahn Belfort, Besançon, Lyon, Romans sur Isere, war bei Mittagstemperaturen von 32 °C alles andere als angenehm. Aber es hat sich gelohnt. Der Campingplatz von Pont-en-Royans ist eine Oase der Ruhe und liegt obendrein in einer herrlichen Umgebung, direkt am westlichen Ausgang der Bourneschlucht.  

Camping Pont-en-Royans

Die Bourne, ein Nebenfluss der Isere, ist hier zu einem kleinen See gestaut und verleiht dem mittelalterlichen Dorf ein malerisches Ambiente. Nach einer kleinen Siteseeingtour sitze ich abends vor dem Zelt, genieße die laue Abendstimmung, und studiere bei einem gutgekühlten Fläschchen Appremont die Michelinkarte. Von Pont-en-Royans durch die Schlucht hinauf nach Villard-de-Lans ist immerhin eine Höhendifferenz von 815 m zu überwinden. Das gibt mir zu denken!  

Nach der etwas engen Ortsausfahrt in Pont-en-Royans geht es bei mäßiger Steigung auf guter Straße flott dahin. Schroff abfallende Felswände bieten eine aufregende Kulisse für ein unvergessliches Erlebnis.

Schroff abfallende FelswändeSchroff abfallende Felswände

Allmählich wird die zunächst breite Schlucht immer enger, bis sie dann ab der 'Pont de la Goule Noire'* nur noch eine schmale Rinne ist. Für die Straße ist kaum mehr Platz, sie verläuft nun überwiegend im Fels.  

 schmale Rinne… eine schmale Rinne

Etwa 4 km vor Villard-de-Lans rückt der Horizont dann wieder etwas weiter weg und macht einer veritablen Hochgebirgslandschaft Platz. Villard selbst wirkt auf mich wie ausgestorben. Man braucht nicht besonders vergnügungssüchtig zu sein, um den Ort sofort wieder zu verlassen. Vielleicht ist hier im Winter ja mehr los.

Der Weg führt nun in rasanter Abfahrt die bekannte Strecke zur 'Goule noir' zurück. Hier nehme ich den linken Abzweig, die D 103, in Richtung 'St. Julien-en-Vercors'. 

Linker AbzweigLinker Abzweig

Schon ganz auf Abfahrt eingestellt, kostet es mich einige Überwindung, nun die 230 Höhenmeter hinauf nach St. Julien zu erklimmen. Die ansprechende Landschaft, sanfte Wiesenhänge zur Rechten und schroffe Felswände zur Linken, helfen die erneute Schufterei etwas leichter zu ertragen. Ab St Julien geht's aber dann wieder abwärts. Der Straßenverlauf ist gut einzusehen und verleitet dazu, das Fahrrad einfach laufen zu lassen. Bei der Abzweigung nach Tourtre sollte der romantisch veranlagte Radler aber unbedingt anhalten um einen herrlichen Wiesengrund mit Bach zu bewundern. Ein entschieden zu spät aufgegangener Vollmond lässt mich unwillkürlich an Mathias Claudius denken, ... und aus den Wiesen steiget der weiße Neger Wumbaba ... ;-)) 

WiesengrundWiesengrund

Wild und bizarr wird es dann wieder ab 'Les Barragues-en-Vercors', wo ich scharf rechts in die D 518 und die 'Grands Goulets' (Goulet=Engpass) einbiege. Die Straße führt durch einige kurze Tunnels und eine wilde Schlucht abwärts nach 'Ste Eulalie-en-Royan'. Am Anfang dieses Engpasses tun sich wahre Abgründe auf. Der nicht ganz schwindelfreie Radler tut gut daran, nicht hinunter zu sehen und die Stelle möglichst schnell zu passieren. Kurz vor 'Sankt Eulalien' gibt es in den 'Petits Goulets' wieder einige kurze Tunnels, die ebenso wie die am Eingang der Schlucht ohne Licht befahren werden können. Von Eulalien aus ist es dann nur noch ein Katzensprung, über einige zum Teil steile Kehren auf der D 54 hinab nach 'Pont-en-Royans', wo sich der Kreis wieder schließt.

 Pont-en-RoyansPont-en-Royans

*) 'Goule noir' Eine sichere Übersetzung ist mir nicht möglich. Mit Goule=Vampir kann ich nichts anfangen! Vermutlich handelt es sich um einen 'Gumpen' (bayrisch für ausgewaschene Vertiefung in einem Gebirgsbach). Es könnte sich aber auch um einen unterirdischen Regenwasserzulauf (Gully) handeln.   

 

Navigation

Google maps