Pässe und Bergstraßen - Petit Ballon

Alsace
Petit Ballon

Colmar, 12. Juni 2002 

Auf etwa halbem Weg zwischen Colmar und Munster zweigt von der D 417 linker Hand die D 43, eine kleine kaum befahrene und gut geteerte Landstraße ab. Die Abzweigung markiert den Beginn einer herrlichen Radrundtour. Sie führt über Soultzbach und Wasserbourg auf den 1262 m hohen 'Petit Ballon' und über Sondernach, Metzeral, Breitenbach und Munster wieder zurück zum Ausgangspunkt. 

Hier befindet sich auch ein kleiner nichtoffizieller Parkplatz, wo man gegebenenfalls bequem sein Auto abstellen kann. Die Tour lässt sich sowohl mit dem Renner als auch mit dem Mountainbike bewältigen. Wegen der zum Teil nicht unerheblichen Steigungen und dem streckenweise ziemlich schlechten Straßenzustand bin ich allerdings froh mit dem Mountainbike unterwegs gewesen zu sein. 

Bei leichter bis mäßiger Steigung gelangt man nach ca. 7 km in den langgezogenen Ort Wasserbourg. Das beschwingte flotte Pedalieren findet hier ein Ende. Es beginnt die Plackerei. Gleich hinter der Kirche lauert ein brutal steiler, wenn auch nicht allzu langer Anstieg. Die Steigung, ich schätze sie hier auf mindestens 17 %, geht in der Folge kaum noch auf Werte unter 10 % zurück. Die Route schlängelt sich überwiegend durch schattigen Mischwald, der auf den ersten Kilometern immer wieder den Blick frei gibt auf das idyllisch in die Hügel der Vogesen eingebettete Wasserbourg.  

Blick zurück

Wie so oft bei langen steilen Passagen meldet sich schon bald der innere Schweinehund und verlangt nach einer Verschnaufpause. Und wie immer gebe ich als der vermeintlich Klügere nach und nutze die Gelegenheit zum Fotografieren. Bei km 14 ist es dann fast geschafft. Man erreicht eine baumlose Kuhweide. Hier oben bietet sich eine herrliche Aussicht. Der Blick schweift über die Ausläufer der Vogesen hinweg in die breite Rheinebene und auf die dahinter im blauen Dunst zu erahnende Silhouette des Schwarzwaldes.   

Blick ins RheintalBlick ins Rheintal

Ein Panorama der besonderen Art! Über eine langgezogene Serpentine, vorbei an einem einladenden Gasthof, erreicht man dann den Kulminationspunkt der Tour. Ein schmaler Wanderpfad führt von hier über Wiesen zum nahen flachen Gipfel des Petit Ballon. 

 Gasthof

Die Abfahrt gestaltet sich zunächst etwas abenteuerlich. Der brüchige Asphalt ist mit ungewöhnlich tiefen Schlaglöchern gespickt. Sie verhindern zumindest im oberen Drittel eine zünftige Talfahrt. Man muss wirklich höllisch aufpassen keinen dieser heimtückischen Krater zu übersehen, zumal sie im Schatten der Bäume oft erst im letzten Moment zu erkennen sind. Allmählich werden die Löcher zwar weniger, doch die Straße bleibt bis Metzeral ziemlich holprig. 

Auf der D 10 und den parallel dazu angelegten Radwegen lässt es sich dafür aber umso ungehemmter talwärts schießen. Über Breitenbach und Munster gelangt man schließlich bei leichtem Gefälle zum Ausgangspunkt zurück. Mit etwas Glück findet man dann auch noch sein Auto auf dem kleinen Parkplatz wieder, und vielleicht ist sogar noch alles dran was vorher dran war. Letzteres ist mir leider nicht beschieden. Es fehlt eine Radkappe. Ich unterdrücke erfolgreich den aufkeimenden Ärger und betrachte das Ganze als Tribut an eine gelungene, heil überstandene Bergtour. Auf dem Weg zurück in den Schwarzwald bringe ich dann noch das Kunststück fertig mich in Colmar gründlich zu  verfahren. Durch eine kleine Unachtsamkeit vom rechten Wege der Umgehungsstraßen abgekommen, führt mich ein System äußerst raffiniert ausgeklügelter Einbahnstraßen direkt in die nicht reizlose Altstadt. Und hier passiert dann das Unfassbare: Eine wunderbare Fügung lässt mitten im verkehrsberuhigten Innenstadtgewühl direkt vor einer Bar eine Parklücke frei werden. Ein Wink des Schicksals, dem unbedingt Folge zu leisten ist! Wenig später sitze ich entspannt bei einem Schoppen kühlen Rieslings, genieße das bunte Treiben um mich herum und beginne diesen Bericht hier stichwortartig niederzuschreiben. 

ColmarColmar

 

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