14. Etappe, von Meung nach Chaumon

Donnerstag  8. Juni 1989 

Endlich, das Wetter hat sich gebessert! Radfahren macht wieder Spaß! Gleich nach dem Frühstück, dem Morgen graute noch ein wenig, verlasse ich die Herberge zum Heiligen Jakob und mache mich frohgemut auf den Weg. An diesem liegen drei Schlösser, die zu besichtigen ich mir für heute vorgenommen habe. Das erste, Chambord, ist von einem riesigen Park umgeben und liegt deshalb etwas abseits der Loire.

Schloss ChambordSchloss Chambord   (Quelle)

Schloss Chambord ist wegen seiner Ausmaße und der üppigen Architektur schon sehr beeindruckend. Es besitzt in seinem Mittelteil eine für die damalige Zeit einzigartige doppelläufige Wendeltreppe. Ihre Doppelhelixstruktur ermöglicht es, dass zwei Personen sie entgegengesetzt begehen können, ohne sich unterwegs zu begegnen, obschon sie in Sichtkontakt bleiben. Dem Bauherrn, König Franz I, wird nachgesagt, dass er ein Fan der damals in adeligen Kreisen so beliebten 'Liebesjagden' war und die Eigenart der Treppe gerne dazu nutzte, die Damenwelt zu necken. Die Idee zur Treppe soll übrigens von Leonardo da Vinci stammen. Auch wenn das nicht stimmen sollte, zuzutrauen wär's ihm!

Schloss Chambord

Mit seinen 400 Räumen ist Chambord das größte der französischen Loireschlösser. Es besitzt sechs hohe Türme, 440 Räume, 365 Feuerstellen und 84 Treppen. Die vielen kleinen Türmchen sind Kamine. Insgesamt dauerte die Bauzeit 22 Jahre von 1519 bis 1541. In der Folgezeit wurden noch zahlreiche Nachbesserungen und Umbauten vorgenommen. Chambord gilt heute als Inbegriff des französischen Schlossbaus im 16. Jahrhundert.

Schloss ChevernySchloss Cheverny

Etwa 18 km südwestlich von Chambord befindet sich das Schloss Cheverny, eine Besonderheit unter den Schlössern des Loirtales. Es representiert den reinen klassischen Stil Ludwig des XII-ten, erkennbar in der außerordentlich strengen Symmetrie des Bauwerks. Die Feinheit seiner Fassade wird noch unterstrichen durch das reine Weiß der Steine aus dem Steinbruch von Bourré im nahen Chertal. Cheverny, als Stein gewordenes Symbol seiner Zeit, wurde in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts errichtet.

Schloss Cheverny, GobelinSchloss Cheverny, Gobelin

Ich mache 30 FF locker um auch mal eines dieser berühmten Schlösser von Innen zu sehen. Besonders beeindruckt haben mich dabei die herrlichen Wandteppiche, deren Grün zwar schon etwas verblasst ist, die aber dennoch eine außerordentliche Strahlkraft besitzen

Schloss Chaumont,LoireSchloss Chaumont sur Loire   (Quelle)

Mein drittes Schloss am heutigen Tag ist das von Chaumont. Es ist etwa 16 km von Cheverny entfernt und liegt direkt an der Loire. Ich begnüge mich damit, es aus der Ferne über die Loire hinweg, zu besichtigen.

Schloss Chaumont sur Loire

Das Schloss wurde im 10. Jahrhundert als Burganlage errichtet und im 15. Jahrhundert von Ludwig XI. in Brand gesetzt. In seinem heutigen Renaissancelook besteht es seit dem Jahre 1510.

Das Wetter ist gut, es ist warm, und ich riskiere es, mal wieder im Freien zu nächtigen. Der Camping Municipal in Chaumont ist ruhig, liegt etwas außerhalb und ist nur schwach belegt. Mit einem guten Tropfen, einem 88er Sauvignon aus der Gegend von Cheverny, verleihe ich mir eine angenehme Bettschwere und gehe früh schlafen.

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