15. Etappe: Die Heimreise,
von Probriano über Bonifacio und Portoveccio nach Bastia

Dienstag/Mittwoch 14/15.6.88 

Was ich schon befürchtet hatte traf ein: In Propriano gab es natürlich kein Fahrradgeschäft! (Marktlücke!). Busverbindungen bestanden nur zwischen jeweils benachbarten Orten, hier also von Propriano zurück nach Ajaccio oder weiter nach Bonifacio. Man sagte mir außerdem, dass die Beförderung von Fahrrädern normalerweise nicht vorgesehen sei und mit dem Fahrer ausgehandelt werden müsse. Das war mir zu ungewiss. Was war also zu tun? Zurück nach Ajaccio? Dort soll es ein 'magazin vélo' geben. Aber was, wenn nicht? Das gleich galt für Bonifaccio. Ich war hin und her gerissen, doch langsam wurde mir klar, dass es für mein Problem keine einfache zuverlässige Lösung gab. Schweren Herzens beschloss ich daher, die Tour hier abzubrechen und die Inselumrundung mit einem Leihwagen abzuschließen. Ich tröste mich damit, dass ich wegen der beiden zusätzlichen Ruhetage in Ajaccio und dem etwas zähen Vorankommen entlang der Westküste, ohnehin schon zu viel Zeit verloren hatte, um die Tour innerhalb des vorgesehenen Zeitrahmens in Bastia zu Ende zu bringen. Außerdem hatte sich über Nacht das Wetter deutlich verschlechtert, was mich den jähen Abbruch der Tour leichter verschmerzen ließ. 

Bei 'Hertz, Rent a Car' in Propriano leihe ich mir einen VW Polo Kombi, verstaue Fahrrad und Gepäck im Kofferraum und mache mich auf den Weg. 

VW Polo

Die Reise geht zunächst über Sartène nach Bonifacio, wo ich eine Mittagspause einlege, und dann die Ostküste hoch, über Porto-Vecchio nach Bastia. 

Sartene
Sarténe

Bonifaccio
Bonifaccio

Portoveccio
Porto-Vecchio

Bastia
Bastia

In Bastia nehme ich in der Gegend des Fährhafens ein Hotelzimmer und gebe anschließend den Leihwagen zurück. Die Luft ist schwül, und am späten Nachmittag geht ein mächtiges Gewitter nieder ohne nennenswerte Abkühlung zu bringen. Doch die abziehende, schaurigschöne Gewitterfront setzt den Hafen stimmungsvoll in Szene. 

Hier im alten Hafen gibt es beinahe so etwas wie einen bayerischen Biergarten. Also, so ganz bayerisch ist er ja nicht. Aber es gibt immerhin ein paar blauweißkariert gedeckte Tische mit grün gestrichenen Sitzbänken, im Freien und unter schattenspendenden Bäumen. Der Schatten stammt allerdings nicht wie eigentlich 'vorgeschrieben' von Kastanien sondern von riesigen, alten Platanen. Auch der Inhalt der Speisenkarte weist kaum Ähnlichkeiten zu seinem bayerischen Pendant auf. Und Bier trinkt man hier auch nicht aus Einliterkrügen, sondern, wenn überhaupt, aus dezenten kleinen Glaskelchen. Dennoch fühle ich mich gegenwärtig sehr wohl, und das angenehme Ambiente hilft mir etwas über den Abschiedsschmerz hinweg, den der letzte Abend auf der Insel so mit sich bringt, und gegen den ich nicht ganz immun bin. 

Bastia, Fähre mit Leuchtturm
Bastia, Fähre mit Leutturm

Morgen, um 11 Uhr 30, werde ich mein eierndes Fahrrad auf die Fähre schieben, und eine, trotz einiger misslicher Zwischenfälle, abwechslungsreiche und außergewöhnliche Fahrradreise, an die ich mich sicherlich noch lange erinnern werde, geht zu 

ENDE.

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