11. Etappe, von Saint-Girons nach Saint-Colombe

Donnerstag 18. Juni 87

Das Wetter spielt nicht mit! 

Die Berggipfel des 'Massif de l'Arize' stecken unter einer graublauen Wolkendecke, während das Wetter hier im Pyrenäenvorland doch ganz passabel ist. Ich bin wieder einmal gezwungen die geplante Route zu ändern und einen namhaften Pass, diesmal den 1200 m hohen 'Col de Porte', zu streichen. Als Ausweichroute nach 'Foix', bietet sich die D 117 über 'la Bastide' an. Sie ist etwa 30 km kürzer, gänzlich unspektakulär, dafür aber angenehm trocken. Der hilfreiche Westwind hat sich inzwischen gelegt und ich muss vermehrt wieder selbst für mein Fortkommen sorgen. Die Route stellt aber zunächst keine besonderen Anforderungen. Erst der 600 m hohe 'Col del Bouich' zwingt mich etwas kräftiger in die Pedale zu treten. Nach der Passhöhe geht's dann entspannt etwa 220 Höhenmeter abwärts nach 'Foix', ins Zentrum des Departement 'Ariège'. Schon von weitem fasziniert mit seinen 3 mächtigen Türmen das hoch über der Stadt auf einem kleinen Plateau errichtete alte Château. 

Foix, schlossFoix, Schloss              (Quelle:Von Gilles Guillamot, Link)

Was das Alter dieses imponierenden Bauwerks betrifft, so hält sich der Michelinführer schicklich bedeckt. Er beginnt seinen historischen Abriss mit der Feststellung: Im Jahre 1002 vermacht der Graf von Carcassonne, Roger le Vieux, Schloss und Ländereien seinem Sohn Roger-Bernard, der den Titel 'Graf von Foix' annimmt. Das Schloss muss also schon vorher exsistiert haben. Um näheres zu erfahren, beschließe ich, der Burg einen Besuch abzustatten und falls nötig auch an einer Führung teilzunehmen. Über steile Gassen hieve ich mühsam das Fahrrad nach oben. Punkt 12 Uhr stehe ich leicht außer Atem endlich vor dem Eingang und ...vor verschlossener Tür, einem mächtigen Eisengatter! Die nächste Führung beginnt um 14 Uhr. Solange kann ich nicht warten. Statt dessen begebe ich mich wieder nach unten in die Altstadt und genehmige mir in einem der einladenden Cafes einen kleinen Imbiss. 

An der nördlichen Stadtgrenze geht rechterhand von der N 20 die kleine verkehrsarme Landstraße D 1 ab. Sie verläuft bei steter Steigung zunächst in nördlicher Richtung parallel zur Nationalstraße, ehe sie dann, nach etwa einem Kilometer, scharf rechts nach Osten hin abbiegt. In der Kehre wende ich mich noch einmal um und habe zum letzten Mal das völlig frei stehende Schloss im Blickfeld. Ein wahrhaft majestätischer Anblick!   

Die D 1 führt nun bei mäßiger Steigung hinauf zum 'Col de Py' und dann durch ein herrliches Hochtal nach 'Rapy' und weiter nach 'Laroque d'Olmes'. Blühender Ginster, ausgedehnte Pinienwälder und vereinzelte Weingärten geben der Landschaft zunehmend einen mediterranen Touch. Die Gegend ist sehr dünn besiedelt, nur gelegentlich erscheint abseits der Straße ein einsames Gehöft. Verkehr findet hier oben praktisch nicht statt. Überall herrscht friedliche Ruhe und Beschaulichkeit. Auf der D 620 radle ich weiter über 'la Bastide sur l'Hers' in Richtung 'Chalabre'. 

Rechterhand, kurz vor der Ortschaft 'Ste Colombe sur l'Hers', taucht plötzlich ein idyllisch gelegener Campingplatz auf. Es ist warm und es sieht nicht gerade nach Regen aus. Ich kann nicht widerstehen! Obwohl es noch nicht spät ist und ich gut und gerne noch 10 bis 20 km dranhängen könnte, bin ich froh, endlich mal wieder mein Zelt aufschlagen zu können.

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