16. Etappe, von Eybury nach Excideuil en Perigord

Montag 9. Juni

Die Nacht war wieder einmal lausig kalt und schier unendlich lang. Ich werde sehr früh wach, es beginnt gerade hell zu werden, und ich friere wie ein Schneider. Der Superleicht-Minischlafsack taugt wirklich nur für laue Sommernächte. Da fliegt man nun schon seit Jahren zum Mond, geht da oben gemütlich spazieren, in vollklimatisierter Kleidung und im neuesten Astronautenlook, und was hat der simple Erdling davon? Beschichtete Bratpfannen! Warum fällt da nicht mal was Nützliches ab? Warme Superleicht- Minischlafsäcke zum Beispiel!

Bibbernd krieche ich aus dem Zelt und starte sogleich das bewährte Selbstaufwärmprogramm: Schattenboxen ohne Schatten und Seilhüpfen ohne Seil. Wie gut, dass mir niemand dabei zusieht. Dezent knacken die Gelenke, doch langsam taue ich auf. Die wärmenden Strahlen der eben aufgehenden Sonne und der frisch gebrühte Kaffee tun ein Übriges.

Später, im Waschraum, erfahre ich von einem Fußballfan, dass ich gestern nichts versäumt habe. Es blieb beim 2:1, wir sind eine Runde weiter! Das Wetter ist auch heute wieder tadellos, kein Wölkchen zeigt sich am tiefblauen Himmel. Ein heißer Tag kündigt sich an.

Ich komme flott voran, das Gelände ist immer noch leicht abfallend. Schon bald überquere ich die N20 und fahre auf der D902 in Richtung Lubersac. In 'la Rade' setze ich mal wieder einen 'dokumentarischen Meilenstein', das heißt, ich fotografiere eine unverwechselbare Landmarke, in diesem Fall einen Wegweiser zur eindeutigen Ortsbestimmung. Zusammen mit der Bildnummerierung des Films erleichtern mir diese Meilensteine die spätere Zuordnung der einzelnen Dias zu den verschiedenen Etappen.

Meilenstein Meilenstein

Auf der D107, dann auf der D7 gelange ich nach Paysac im Departement Dordogne. Ich befinde mich nun in der Region Aquitaine, die sich von hier bis zum Atlantik erstreckt. Am westlichen Rand der Michelinkarte 75, die ich seit kurzem benutze, erscheint bereits Bordeaux. Das gibt Auftrieb. Weiter geht's auf der D4 in Richtung Excideuil. Obwohl die Strecke nicht besonders anstrengend ist, fühle ich mich etwas schlapp. Ich verspüre das dringende Verlangen, wieder mal einen Ruhetag einzulegen. Knapp nach Mittag und kurz vor Excideuil kann ich nicht länger widerstehen. Ein idyllisch an einem Flusslauf gelegener, ruhiger Campingplatz lädt zum Verweilen ein.

Campingplatz Einziger Gast

Der Platz macht zwar einen wilden, aber dennoch gepflegten Eindruck. Er ist ziemlich verlassen, ich bin der einzige Gast, doch die Rezeption ist besetzt. Neben Getränken gibt es auch Lebensmittel, Wurst, Käse, Brot. Das Zelt ist schnell errichtet, dann fröne ich einer ausgiebigen Siesta. Lang ausgestreckt, im Schatten eines Baumes, genieße ich noch eine Weile die friedliche Stille, bevor ich entschwinde, traumlos ins Reich der Träume. Gegen Abend schwinge ich mich auf das abgetakelte, von den Satteltaschen befreite Fahrrad und mache mich auf den Weg nach Excideuil zum Abendessen. Unterwegs kommt mir auch noch eines der vielen Schlösser dieser Gegend vor die Linse.

Schloss Schloss

Es wandert schnurstracks durch den schwarzen Kasten in meine Diasammlung. Nach kurzem Suchen finde ich ein dem äußeren Eindruck nach vielversprechendes Restaurant. Und ich werde nicht enttäuscht! Besonders angetan bin ich von der zum 'Cote de Porc' gereichten 'Sauce Dijon'. Auf meine Frage nach dem Rezept zuckt der Koch nur locker die Schultern und meint: "Créme fraiche, moutarde et de l'ail, c'est tout!" Eine gewöhnliche Senfsauce also, mit Knoblauch! Ich vermute, es kommt wohl auf den richtigen Senf und ein ausgewogenes Mischungsverhältnis an. Ich nehme mir vor der Sache bei nächster Gelegenheit experimentell auf den Grund zu gehen.

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