13. Etappe, von St. Yorre nach Pont du Bouchet

Freitag 6. Juni

Ich sitze hier im Hotel 'Belle Vue' an einem Ecktisch in der Nähe des Fensters, habe vorzüglich gespeist und bereite mich gedanklich bereits auf die morgige Etappe vor. Vor dem Tresen schäkert lautstark ein Typ mit der Dame dahinter. Er tut dies in beneidenswert gutem Französisch aber mit unverkennbar deutschem Akzent. Die Essenszeit ist vorbei, der Speisesaal hat sich nach und nach geleert, die Dame zieht sich zurück und der Typ trinkt schweigend sein Bier. Wohltuende Stille macht sich breit. Über die Straßenkarte gebeugt und ab und zu am Rotwein nippend gehe die heutige Etappe noch mal durch.

Bei meinem Aufbruch in Saint-Yorre zeigte sich das Wetter überraschenderweise von seiner besseren Seite. Harmlose weiße Wattewölkchen schwebten über einen ansonsten makellos blauen Himmel. Zunächst ging es auf wenig befahrenen Landstraßen, der D55f, später der D93, nach Randan. Mit einer größeren Steigung bei 'Les Gays' führte die Strecke meist bergauf durch eine anmutige Wald- und Wiesenlandschaft. Über die Ortschaften Bas und Aigueperse gelangte ich schließlich nach Combronde. Die Sonne hatte bereits ihren Zenit überschritten und es war schon angenehm warm geworden als ich dort ankam.

Vor mir türmten sich nun die Höhen des 'Parc regional de Volcans d'Auvergne'. Die flotte, beschwingte Fahrt hatte hier ein Ende und wurde jäh zur Plackerei. Nach 350 Höhenmetern und reichlich Flüssigkeitsverlust erreichte ich den knapp 700 m hoch gelegenen 'Gour de Tazenat', einen nahezu kreisrunden Kratersee direkt an der D19.

Er erinnert sehr an die Maare der Eifel und markiert das nördliche Ende der 'Chaîne des Puys', einer Berggruppe mit über hundert Erhebungen, die eindeutig vulkanischen Ursprungs sind. Einer der eindrucksvollsten Vulkankegel dieser Gegend, dem auch das Departement seinen Namen verdankt, ist der 1465 m hohe, westlich von Clermont-Ferrand aufragende 'Puy de Dome'.

Die Landschaft hier ist geologisch sehr interessant und bestimmt einen Besuch wert. Auch dem Radelfan hat sie sicher einiges zu bieten. Mit dem 'Gour' hatte ich den höchsten Punkt der heutigen Etappe erreicht und die Schufterei war zu Ende.

Hochland Hochland

Von nun an ging's relativ eben und gemütlich dahin. Über Manzat, St. Georges-de-Mons und Les-Abcizes-des-Combes gelangte ich dann am späten Nachmittag an den Lac de Bouchet und in das idyllisch gelegene, nicht gerade billige Hotel 'Bell Vue'.

Dem Herrn am Tresen scheint es langweilig geworden zu sein. Er kommt an meinen Tisch und fragt, ob er sich dazu gesellen dürfe. Im Verlauf der nun folgenden munteren Unterhaltung erfahre ich, dass er Vertreter in Keramik und Graphit sei und aus dem Elsas stamme. Er spricht gutes Deutsch und es ist angenehm sich auch mal wieder 'fließend', ohne zu Hilfenahme von Händen und Füßen, unterhalten zu können. Es wird noch ein recht anregender Abend, an dessen Ende ich wesentlich schlauer bin als zuvor, zumindest was Keramik und Graphit und das ganze Drumherum betrifft. Der Wetterbericht für den morgigen Tag ist schlecht. Gute Nerven sind gefragt.

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