3. Etappe, von Trier nach Bernkastel

Sonntag 29. Juni 2008

Seit 9 Uhr sind wir wieder unterwegs. Das Wetter zeigt sich etwas bedeckt, vereinzelt drohen dunkle Wolken damit, nicht dicht zu halten. Erfreulicher Weise bleibt es bei leeren Drohungen. Bis Mehring radeln wir am rechten, dann bis Mülheim am linken Ufer, um dort nochmals die Seite zu wechseln. Das Moseltal wird nun merklich enger, der Fluss beginnt extrem zu mäandern und die mit Wein bewachsenen Hänge werden deutlich steiler.

HochlagenHochlagen 

Die Winzer, die in diesen steilen Hochlagen ihre Rebstöcke kultivieren, müssen wahre Kletterkünstler sein. Außerdem scheint mir das Arbeiten in diesen Steilhängen nicht ganz ungefährlich zu sein. Das mag auch erklären, warum Weine aus solch exponiertem Anbau um einige Euros teurer sind als andere. Den Windungen der Mosel folgend haben wir den Wind oft im Rücken und kommen gut voran. Um die Mittagszeit taucht der Weinort Piesport, allseits bekannt durch sein Goldtröpfchen, am linken Ufer auf. Mit seinen rund 400 ha Rebfläche ist Piesport die größte Weinbaugemeinde an der Mosel. Auf etwa einem viertel der Fläche, vor allem in den Steillagen, wird Riesling angebaut. Dass hier schon zur Römerzeit Weinbau betrieben wurde, bezeugen zwei Kelteranlagen aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., die hier gefunden wurden und die so eine Art Touristenattraktion sind. 

PiesportPiesport 

Das selbstgesteckte Ziel, die Tour in 5 Tagen durchzuziehen, verbietet uns länger als nötig zu verweilen. Piesport wäre sicher eine ausgiebige Würdigung wert gewesen. Am frühen Nachmittag treffen wir in Bernkastel, unserem heutigen Etappenziel ein. 

KuesBernkastel, Stadtteil Kues

Die fachwerkbewehrte Operettenkulissenstadt an der Mittelmosel ist ein Touristenmagnet erster Ordnung. Ihr malerisches Stadtbild strahlt Gemütlichkeit aus. Anziehungspunkt für die Touristen aus aller Welt ist unter anderem der mittelalterliche Marktplatz mit seinen Giebelfachwerkhäusern aus dem 17. Jahrhundert und dem St. Michaelsbrunnen aus dem Jahre 1606. 

Bernkastel, Zentrum

Eine besondere Attraktion stellt auch das außerordentlich  schmale 'Spitzhäuschen' dar, bei dessen Anblick sich einem unwillkürlich die Frage aufdrängt, warum es nicht    schon längst umgefallen ist. Immerhin stammt es aus den Anfangsjahren des 15. Jahrhunderts (1416).

Bernkastel, schmales HausBernkastel, schmales Haus

Im Schatten eines Straßencafes genehmigen wir uns zunächst ein kühles Weißbier um den gröbsten Durst zu löschen, und dann noch eins, als Tribut an die inzwischen auf über 30°C gestiegene Temperatur. An einer Infoschautafel buchen wir alsdann telefonisch ein Hotelzimmer. Man beschreibt uns auch den Weg dahin, was wir selbstverständlich ignorieren. Anhand des Stadtplans der Schautafel wählen wir eine Abkürzung, die uns schließlich auch zum Ziel führt. Was der Stadtplan uns jedoch verheimlichte, war eine etwa 50 stufige Treppe, über die wir die Räder nach unten tragen mussten. Nach dem Abendessen sehen wir uns in einer Eckkneipe noch das Endspiel der Fußball EM an. Deutschland - Spanien 0:1, man erinnert sich, vielleicht! Sein Desinteresse unterstreichend, setzt sich der Rainer demonstrativ mit dem Rücken zur Glotze. Wenn's im Lokal wieder mal besonders hoch her geht weil Schweini, Poldi und Co ihr gewohntes und allseits erwartetes 'Leistungsprofil nicht abrufen können' (Fachausdruck Teo Zwanziger), versuche ich ihm die jeweiligen Aktionen verbal etwas näher zu bringen. Er lässt sich aber dadurch nicht sonderlich beeindrucken. Der Rainer ist eben nicht gerade ein Fußballfan. Vielleicht geht ihm aber auch nur der neue Patriotismus auf den Geist, der allenthalben in Zusammenhang mit internationalen Sportveranstaltungen gepflegt wird. 

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