7. Etappe, von Como nach Borgo Vercelli

Samstag, 1. Juni 

Etwas verspätet, ich musste noch zwei gebrochene Speichen am Hinterrad meines Fahrrads auswechseln, verließ ich heute Morgen den 'Camping International' in Como. Die Straßenkarte Oberitaliens zeigt, besonders für die Gegend südwestlich von Como, zwischen Mailand im Süden und Varese im Norden, ein verwirrendes, engmaschiges Netz kleiner und kleinster Straßen und Fahrwege. Dem ambitionierten Radreisenden bietet sich dadurch die willkommene Qual der Wahl bei der Festlegung einer möglichst verkehrsarmen und dennoch zielführenden Route. Lästig erweist sich jedoch die Notwendigkeit an den vielen Kreuzungen und Abzweigungen, die Straßenkarte zu Rate ziehen zu müssen, um sich des rechten Weges zu vergewissern.

Mein Weg führte mich zunächst in südwestlicher Richtung über die Ortschaften Appiano, Tratate, Carnago und Arsago Seprio nach Somma Lombardo, dann ca. 10 km in Richtung Süden über Vizzola bis in die Nähe von Lonate Pozzolo und von dort in westlicher Richtung über den Fluss Ticino nach Oleggio.

Ticino Auf der Brücke über den Ticino   (Bildquelle: Google Earth)

Der Ticino, ein linker Nebenfluss des Po, hat seinen Ursprung am Nufenpass in der Schweiz. Er fließt durch den Lago Maggiore nach Norditalien, wo er bei Padua in den Po mündet. Hier bei Oleggio verläuft in seiner Mitte die Grenze zwischen der Lombardei und dem Piemont. 

Etwa 35 km flussabwärts, vermutlich in der Nähe von Vigevano, fand in der Antike, 218 v. Chr., das Gefecht am Ticinus zwischen den Römern und dem karthagischen Feldherrn Hannibal statt. Von der geschichtsträchtigen Bedeutung dieser Gegend schwer beeindruckt, galt von nun an meine erhöhte Aufmerksamkeit der näheren Umgebung zu beiden Seiten der Straße. Es hätte ja noch irgendwo ein Elefantenstoßzahn herumliegen können.

Die Gegend wurde nun flach, sehr flach! Gut für die müden Beine, langweilig fürs Auge! Ich befand mich in der Poebene. Über der Landschaft lagt brütende Hitze, kein Lufthauch bewegte sich. Auch der Fahrtwind brachte kaum noch Kühlung. Die Kleidung klebte am Leibe. 

Am Feldrand  Am Feldrand 

Soweit das Auge reicht, üppiges Ackerland, überwiegend Mais und Weizen. Und verstreut in dieser immensen Eintönigkeit, erscheinen immer wieder, an den Feldrainen, leuchtend bunte Streifen, vorwiegend aus Mohn und Kornblumen. Eine Farbkomposition, die so in Deutschland leider schon seit langem nicht mehr vorkommt. Sie wartet nur darauf fotografiert zu werden, denn auch hier werden solche Bilder wohl bald der Vergangenheit angehören. 

Gehöft, Reisbauer

Weiter ging es auf der ermüdenden, weil meist schnurgeraden SP17 bis Agnellengo, dann auf der SP20 bis Fara Novarese. Nach Borgo Vercelli, meinem heutigen Etappenziel, waren es jetzt noch 20 km. Ich fuhr direkt in Richtung Süden durch Ortschaften mit so klangvollen Namen wie Briona, Vicolungo und Biandrate. Es war schon ziemlich spät, als ich in Borgo ankam. Weit und breit kein Campingplatz! Der Einfachheit halber ging ich ins Hotel. 

Borgo Vercelli Borgo Vercelli   (Bildquelle: Google Earth)

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