6. Etappe, vom Lago di Mezzola nach Como

Donnerstag, 30. Mai

Über dem Lago di Mezzola hing noch zarter Nebelhauch, als ich mich, ausgeschlafen und frisch gestärkt nach einem ausgiebigen Frühstück, heute Morgen auf den Weg machte. Das Wetter zeigte sich von seiner besseren Seite, die Sonne schien aus aus einem nur spärlich bewölkten Himmel und es war schon angenehm warm, um frohgemut im bereits recht lebhaften Verkehr mitzuradeln. Am Ostufer des Sees ging es zunächst recht flott dahin. Doch schon nach kurzer Zeit, am Ortsende von Campo, stellte sich mir ein unerwartetes Hindernis in der Gestalt eines 511 m langen, schlecht beleuchteten Tunnels in den Weg. Ich war sehr überrascht, ebenso wie es der Herausgeber meiner Straßenkarte hätte sein müssen, dem dieses spektakuläre Bauwerk offensichtlich auch noch nicht aufgefallen war. Der morgendliche Berufsverkehr zwängte sich in einem zähen Strom durch die enge Röhre und verwandelte den Tunnel in ein stinkendes, lärmendes Inferno. Um da hindurch zu radeln bräuchte man extrem starke Nerven und eine gehörige Portion Lebensmüdigkeit. Ersteres war mir nicht gegeben, Letzteres lag mir fern. Also suchte ich nach einer Möglichkeit den Tunnel zu umgehen.

Links war der Berg, rechts der bewachsene Hang, hinab zum Seeufer. Ich war ratlos, stand da wie der Ochs vorm Berg bzw. Tunnel. Da entdeckte ich, rechts, dort wo Bäume und Büsche den Blick frei gaben, unten am Seeufer, eine kleine asphaltierte Straße. Mir war sofort klar, da muss ich hin! Also kehrte ich um, radelte zurück in die Ortsmitte. Nach etwa 200 m führte linker Hand eine kleine Straße in Richtung Bahnhof. Hier befand sich auch ein Schild mit dem Hinweis 'Biciclette'. Ich hatte die Umgehungsstraße für Radfahrer und Fußgänger gefunden.

Später, am Westufer des Commer Sees, im Verlauf der Staatsstraße SS340, wo ich meine Reise fortsetzte, gab es noch mehrere dieser 'Gallerias', wie die Straßentunnels hier genannt werden. Zu einigen gab es Bypässe, andere konnten großräumig umfahren werden. Die Bypässe waren kleine, nicht mehr gewartete Asphaltstraßen, die für den allgemeinen Verkehr gesperrt waren. Das waren wohl die alten Straßen, die schon da waren, bevor die Tunnels durch die Uferhänge getrieben wurden.

Comer See, Mittagspause  Comer See, Mittagspause im Tunnelbypass

Mittagspause-2 Comer See, Mittagspause

Die Tunnel waren oft sehr lang. Mit 3536 m befand sich einer der Längsten zwischen den Ortschaften Dongo und Vignola am nördlichen Teil des Sees. Wo immer es möglich war verließ ich die stark befahrene SS340 und folgte kleineren Landstraßen. Diese verliefen oft direkt entlang des Seeufers und führten nicht selten durch malerische Ortschaften, waren dafür aber durch größere Niveauunterschiede etwas anstrengender.

Am späten Nachmittag erreichte ich, vom ewigen auf und ab der Uferstraßen leicht ermattet, Como. Der 'Camping Internazionale' lag etwas außer- und oberhalb der Stadt. 'Etwas oberhalb', das waren immerhin knapp 120 m über dem Niveau des Comer Sees, die mir zum Abschluss der heutigen Etappe noch etwas Schweiß abverlangten. Da kam mir die Campingplatzbar sehr gelegen um mit Hilfe zweier Bierchen meinen gesunkenen Flüssigkeitspegel wieder etwas anzuheben. Zu der Bar gab es auch noch ein passables Restaurant, ideal, hier einen Ruhetag einzulegen.

Como Camping Como, Camping Internazionale  (Bildquelle: Google Earth)

Freitag , 31. Mai, Ruhetag

Heute steht 'site seeing' in Como auf dem Programm. Ein nahe gelegener Regionalbahnhof kommt mir bei diesem Vorhaben sehr gelegen, erspart er mir doch den finalen Anstieg von gestern mit dem Fahrrad wiederholen zu müssen. Um mich nicht zu überanstrengen, beschränke ich mich auf die Altstadt und die Gegend um den Hafen. 

Como, Hafen Como, Hafen

Santa Maria Assunta Como, Altstadt, Cattedrale di Santa Maria Assunta Herausragendes Bauwerk ist der spätgotische Dom. Baubeginn: 1398, Bauzeit: ca 350 Jahre.

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