2. Etappe, von Kochel nach Stams

Samstag 25. Mai 

Die Kesselbergstraße verbindet den Kochelsee mit dem Walchensee. Von Kochel nach Urfeld am Walchensee sind es 5 km, bei einem Höhenunterschied von 280 m. Daraus ergibt sich nach Adam Riese eine mittlere Steigung von 5,6 %. Die tatsächliche Steigung weicht nur selten geringfügig von diesem Mittelwert ab, so dass der Anstieg auch für einen schwer bepackten Radfahrer durchaus zu schaffen ist. Die Höhendifferenz ist nicht nur eine Herausforderung für ehrgeizige Radfahrer, nein, sie dient ganz nebenbei auch noch dem Walchenseekraftwerk zur Stromgewinnung.

Ab Urfeld ging es dann weiter auf der B11, zunächst ein Stück entlang des Walchenseeufers, dann über Walgau nach Krün. Die Sonne stand schon hoch im Zenit und es wurde Zeit, mich noch schnell, kurz vor Ladenschluss, mit Proviant einzudecken. Ein Supermarkt am Ortsrand von Krün kam da wie gerufen. Das Fahrrad verankerte ich an einem schmiedeeisernen Gartentor, die Fototasche mit den Wertsachen nahm ich mit in den Laden. Ich kaufte nur das Nötigste, Käse, Wurst, Brot und 2 Dosen Bier. Das Zeug war schnell in den Radtaschen verstaut. Bald schon war ich wieder unterwegs, in Richtung Mittenwald. 

Auf abschüssiger Strecke, mitten im schönsten Geschwindigkeitsrausch und tief über den Lenker gebeugt, mache ich plötzlich eine schockierende Entdeckung. Der vordere Gepäckträger ist leer! Die Fototasche, die dort sein sollte, ist weg, nicht da, abwesend, futschikato, und mit ihr all meine Wertsachen, die Fotoausrüstung, meine Papiere, das Geld, die Kreditkarten, weg, alles weg. Ich gerate augenblicklich in helle Panik, bekomme weiche Knie und hechle eiligst zurück, bergauf zum Supermarkt. Der Anstieg erscheint endlos. Erschöpft und völlig außer Atem komme ich endlich oben an. Dann die Erleichterung! Entwarnung! Was für ein Glücksgefühl! Ich sehe sie schon von weitem. Die Tasche, sie ist noch da, auf der Mauer neben dem schmiede­eisernen Gartentor wo ich sie abgestellt hatte, während ich die Radtaschen füllte. Eine Einla­dung für jedermann, weit­hin sichtbar! In die Wiedersehensfreude mischt sich eine gehörige Portion Ärger über meinen unsäglichen Leichtsinn. Die Folgen, wäre jemand meiner Aufforderung zur Selbstbedienung gefolgt, will ich mir gar nicht erst ausmalen. Nachdenklich geworden und mit dem festen Vorsatz künftig etwas achtsamer zu sein, setze ich die Reise fort.

Mittenwald Mittenwald, Wettersteingebirge 

Ab Mittenwald geht's dann wieder zur Sache, rund 260 Höhenmeter hinauf ins Leutaschtal und weiter nach Seefeld. 

Nach einem weiteren leichten Anstieg erfolgt dann die Belohnung für all die Schinderei. Das sind 650 Höhenmeter Abfahrt ins Inntal nach Telfs. Von nun an werde ich dem Lauf des Inns bis in die Nähe seines Ursprungs am Maloja-Pass folgen.

Leutascher Ache Leutascher Ache 

Mittagspause an der Leutascher Ache Mittagspause an der Leutascher Ache 

Stams Stams 

Auf der Suche nach dem ausgewiesenen Campingplatz passiere ich am späten Nachmittag das 'Stadttor' von Stams. Am Ortsrand werde ich fündig.

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