Dienstag, 4. Juni
Die Bezwingung des Lombard-Passes fällt leider ins Wasser, oder besser, sie versinkt im Tiefschnee. Die Wintersperre für die Passstraße ist noch nicht aufgehoben. Das verkündet ein großes Schild am Fuße der spektakulären Bergstrecke. Ich bin schwer enttäuscht, obwohl ich es auf dem Weg hierher schon fast befürchtet hatte. Die teilweise noch schneebedeckten Berggipfel im Westen ließen es schon ahnen. Auf dem Campingplatz in Cuneo bekam ich keine eindeutige Auskunft. Kann sein, der Pass ist offen, vielleicht aber auch nicht! Die 54 km von Borgo San Dalmazzo nach Vinadio und zurück hätte ich mir sparen können. Doch ich bereue es nicht. Die Fahrt hierher nach Vinadio, durch eine herrliche Gebirgslandschaft, war, nach der Eintönigkeit der Poebene, ein echtes Highlight.
Als Alternative zum Lombard-Pass wäre da eventuell noch der 'Col de Larche', oder wie die Italiener sagen der 'Colle della Maddalena' in Frage gekommen. Ein Blick in die Karte aber machte mir klar, dass ich um nach Nizza zu kommen dann über den 2800 m hohen 'Col de la Bonnette' radeln müsste. Eigentlich ein nicht reizloses Unterfangen, aber angesichts einer sehr wahrscheinlichen Wintersperre auch hier, ziemlich riskant. Für die beiden anderen Pässe, die ebenfalls in Frage kämen, den Cayolle und den Allos galt im Prinzip das selbe, auch wenn sie mit rund 2000 m nicht ganz so hoch liegen.
Vinadio
Es bleibt mir nichts anderes übrig als umzukehren, so schwer es auch fällt. "Wat mut dat mut" wie es auf Plattdeutsch heißt! Am späten Nachmittag treffe ich in Limone ein. Mangels Campingplatz gehe ich in eine Pension, 'Bed and Breakfast', wie es auf Neudeutsch heißt. Morgen steht der 'Col de Tende', der Tender-Pass, auf dem Programm.